Typische Kinderängste

Von Stefan Hetterich  - Oktober 18, 2024

Alters-typische Kinderängste

Welche Ängste beschäftigen dein Kind in welchem Alter und gehören zu einer normalen Entwicklung dazu?

Kinderängste gehören zum Großwerden dazu. Sie sind normal und oft Zeichen dafür, dass sich dein Kind entwickelt und die Welt um sich herum immer besser versteht.
Aber welche Ängste sind in welchem Alter typisch? 

Typische Ängste im Säuglingsalter (0-1 Jahr)

Schon die Kleinsten haben ihre Ängste – auch wenn sie diese noch nicht in Worte fassen können und nur durch Weinen ausdrücken können.

  • Fremdenangst: Stell dir vor, du besuchst mit deinem acht Monate alten Baby eine Freundin. Anfangs wirkt dein Baby neugierig, aber als deine Freundin es auf den Arm nimmt, wird es unruhig und fängt plötzlich an zu weinen. Es klammert sich fest an dich und will zurück in deine Arme. Das ist typisch für die Fremdenangst, die etwa ab dem sechsten Monat auftritt. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Denn dein Baby beginnt, zwischen vertrauten und fremden Personen zu unterscheiden, und fremde Gesichter wirken plötzlich beängstigend. Die logische Folge: das Fremdeln.
  • Trennungsangst: Ein weiteres Beispiel: Du legst dein Baby in sein Bettchen und gehst kurz aus dem Zimmer, um etwas zu holen. Sofort hörst du ein verzweifeltes Weinen. Dein Baby hat Angst, dass du nicht zurückkommst. Es versteht noch nicht, dass du nur einen Moment weg bist. Diese Trennungsangst kann sehr intensiv sein, weil dein Kind in diesem Alter stark auf die Sicherheit durch deine Nähe angewiesen ist.

Wie kannst du helfen? Gib deinem Baby die Nähe, die es braucht, und zeig ihm, dass du immer wieder da bist, auch wenn du mal den Raum verlässt. In dieser Phase braucht es vor allem deine Sicherheit und Verlässlichkeit.

Typische Ängste im Kleinkindalter (1-3 Jahre)

Das Kleinkindalter ist eine Phase großer Entdeckungen, und damit aber auch neuer Ängste.

  • Angst vor Dunkelheit: Es ist Zeit, dein zweijähriges Kind ins Bett zu bringen. Sobald das Licht ausgeht, klammert es sich an sein Kuscheltier und flüstert dir zu: „Mama, da ist was.“ Dunkelheit macht in diesem Alter vielen Kindern Angst, weil sie in ihrer Vorstellung plötzlich Gestalten und Gefahren sehen, die dort eigentlich nicht sind. Ein Zeichen, dass dein Kind eine bessere Vorstellungskraft entwickelt hat.
  • Laute Geräusche: Ein anderer Klassiker: Du saugst gerade das Wohnzimmer, als dein Kind plötzlich aufschreit und mit großen Augen auf den Staubsauger zeigt. Es rennt auf dich zu und versteckt sich hinter dir. In diesem Alter können laute, unerwartete Geräusche wie Staubsauger, Gewitter oder Feuerwerk besonders beängstigend sein, weil sie dein Kind erschrecken und es noch nicht versteht, woher sie kommen.

Was hilft? Schaffe eine sichere Umgebung und erkläre deinem Kind, was es erlebt. Ein Nachtlicht kann die Dunkelheit weniger bedrohlich machen, und eine Taschenlampe kann deinem Kind helfen, das Monster unter dem Bett „wegzuleuchten“. Bei lauten Geräuschen kannst du gemeinsam mit deinem Kind erkunden, woher die Geräusche kommen und so die Angst Schritt für Schritt abbauen.

Typische Ängste im Vorschulalter (3-6 Jahre)

Im Vorschulalter kommen die Fantasie und viele neue Ängste ins Spiel.

  • Monster und Fantasiegestalten: Dein Kind liegt abends im Bett und plötzlich hörst du ein ängstliches Flüstern: „Papa, da ist ein Monster unter dem Bett!“ Die Fantasie deines Kindes ist jetzt besonders lebendig, und diese Fantasie kann manchmal auch Angst machen. Monster, Gespenster oder andere Fantasiegestalten fühlen sich für dein Kind in diesem Alter real an.
  • Trennungsangst: Auch in diesem Alter ist die Angst, von Mama oder Papa getrennt zu sein, noch ein großes Thema. Der erste Kindergartentag oder die Übernachtung bei den Großeltern kann große Ängste hervorrufen, weil dein Kind nicht sicher ist, wann es dich wiedersehen wird.

Was kannst du tun? Nimm die Ängste deines Kindes ernst und hilf ihm, Wege zu finden, mit ihnen umzugehen. Vielleicht könnt ihr zusammen eine Monsterjagd machen und zeigen, dass es gar nichts zu fürchten gibt. Gib deinem Kind auch die Sicherheit, dass du immer wiederkommst, wenn du es zum Beispiel im Kindergarten verabschiedest.

Typische Ängste im Grundschulalter (6-10 Jahre)

Mit dem Schuleintritt kommen neue Ängste dazu, die nun oft mit Leistung und sozialen Situationen zu tun haben.

  • Schulangst: Stell dir vor, dein Kind wacht morgens auf und klagt plötzlich über Bauchschmerzen. Du fragst, was los ist, und es antwortet: „Ich will nicht in die Schule. Ich hab Bauchweh.“ Der Leistungsdruck beginnt in diesem Alter, eine Rolle zu spielen. Kinder machen sich Sorgen, nicht gut genug zu sein oder Fehler zu machen.
  • Soziale Ängste: Dein Kind soll ein kleines Referat in der Klasse halten. Es kommt am Vorabend zu dir und sagt: „Vielleicht lachen mich die anderen aus.“ In diesem Alter wird es immer wichtiger, was andere denken. Dein Kind will dazugehören und hat Angst, sich zu blamieren oder nicht akzeptiert zu werden.

Wie kannst du dein Kind unterstützen? Sei geduldig und vermittle deinem Kind, dass Fehler machen völlig in Ordnung ist. Übt zusammen schwierige Situationen, damit dein Kind mehr Selbstvertrauen entwickelt. Und vor allem: Gib ihm das Gefühl, dass es geliebt wird, egal was passiert.

Typische Ängste im Jugendalter (10+ Jahre)

Wenn dein Kind älter wird, werden die Ängste oft komplexer und weniger greifbar.

  • Zukunftsangst: Dein Teenager sitzt nach der Schule am Tisch und starrt gedankenverloren vor sich hin. Du fragst, was los ist, und er sagt: „Ich weiß nicht, ob ich die Schule wirklich schaffe. Was soll ich später mal machen? Ich kann doch nichts so richtig gut.“ Im Jugendalter kommen oft Ängste um die Zukunft auf. Schule, Beruf und die Erwartungen der Erwachsenenwelt können innerpsychisch überwältigend wirken.
  • Angst vor Versagen: Die Noten werden wichtiger, und damit auch die Angst, nicht zu genügen. „Was, wenn ich den Test verhaue?“ – solche Fragen zeigen, dass dein Kind sich unter Druck fühlt.

Wie kannst du helfen? Unterstütze dein Kind, indem du ihm das Gefühl gibst, dass es nicht alles perfekt machen muss. Offene Gespräche über die Zukunft können helfen, Ängste zu relativieren. Dein Kind braucht das Gefühl, dass es auch mal Fehler machen darf, ohne dass seine Welt zusammenbricht.

Was ist, wenn die Ängste nicht aufhören?

Alterstypsiche Kinderängste sind oft Bestandteil einer bestimmten Lebensphase und verschwinden meist von alleine wieder. Schwieriger wird es, wenn du merkst, dass die Ängste auch in weiteren Lebensphasen existieren oder dass auf einmal wieder Ängste auftauchen, die schon längst vergangen waren. In meinem kostenfreien eBook "Kinderängste verstehen und lösen - ein Leitfaden für Eltern" gebe ich dir einen tieferen Einblick in die Welt der Kinderängste. Finde heraus, was sich hinter den Ängsten deines Kindes verbergen kann und wie du dein Kind hilfreich unterstützen kannst, damit es lernt, mit den eigenen Ängsten umzugehen und diese hinter sich zu lassen.

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Depression bei Kindern und Jugendlichen
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