"Ich mache mir echt Sorgen um mein Kind, aber wenn ich mit ihm darüber reden will, blockt er völlig."
Mein Kind verweigert das Gespräch - was kann ich tun?
Du bemerkst erstmal nur eine Veränderung bei deinem Kind. Es wirkt vielleicht irgendwie bedrückt, zieht sich zurück, ist plötzlich wütender als sonst oder ängstlicher, unternimmt nichts mehr mit seinen Freunden. Dein Bauchgefühl sagt dir klar: „Da stimmt etwas nicht.“ Doch jedes Mal, wenn du versuchst, darüber zu sprechen, reagiert dein Kind mit Schweigen oder Ablehnung und zieht sich noch weiter zurück. Dein Kind verweigert Gespräche darüber. Das erzeugt Frust, Hilflosigkeit und Sorgen. Du willst helfen, fühlst dich aber machtlos. "Was ist, wenn es doch nicht nur eine Phase ist? Hat es ein größeres Problem? Sollten wir mal zum Therapeuten oder zur Diagnostik gehen?" Fragen, wie diese quälen dich, doch wenn du versuchst, mehr von deinem Kind zu erfahren... Fehlanzeige.
In diesem Artikel erfährst du, warum sich Kinder und Jugendliche bei psychischen Krisen oft verschließen, welche typischen Fehler Eltern dann häufig machen und wie du hilfreiche Wege findest, bei deinem Kind trotzdem etwas zu erreichen.
Warum fällt es deinem Kind schwer, über Probleme zu sprechen?
Es gibt viele Gründe, warum dein Kind sich evtl. schwer damit tut, über seine Gefühle und Probleme zu sprechen. Häufig liegt dahinter eine Mischung aus Angst, Scham und Unsicherheit. Vielleicht hat dein Kind Angst, dich zu enttäuschen oder dich zusätzlich zu belasten. Oft denkt dein Kind, ohnehin nicht richtig verstanden zu werden – nach dem Motto: „Mama oder Papa verstehen doch gar nicht, wie es mir wirklich geht.“ Manchmal empfindet dein Kind auch Scham für seine Gefühle oder glaubt, „anders“ oder „falsch“ zu sein. Hinzu kommt oft die Überforderung, weil dein Kind nicht weiß, wie es seine Gefühle richtig einordnen oder erklären soll. Diese Unsicherheit führt dazu, dass dein Kind lieber schweigt als sich zu öffnen.
Typische Fehler, die Eltern oft machen
Wenn Kinder sich verschließen, reagieren Eltern häufig völlig automatisch mit wachsendem Druck, um sie zum Reden zu bringen. Doch je mehr Druck entsteht, desto stärker zieht sich das Kind meist zurück.
Und sind wir uns mal ehrlich, natürlich ist es für uns als Eltern schwer auszuhalten, das eigene Kind leiden zu sehen. Was machen wir dann? Ja, wir wollen das Problem weghaben. Wir bieten sofort Lösungen an, anstatt dem Kind erst einmal zuzuhören. Das gibt dem Kind das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.
Wenn wir dann noch ärgerlich oder enttäuscht reagieren, kann dies unser Kind ebenfalls zusätzlich belasten. Auch Aussagen wie „So schlimm ist das doch nicht“ vermitteln ungewollt, dass die Gefühle des Kindes unwichtig sind, wodurch es sich noch mehr verschließt.
Wie kannst du dein Kind erreichen?
Statt Druck aufzubauen, signalisiere deinem Kind klar und ruhig, dass du siehst, dass es ihm vielleicht gerade nicht gut geht und dass du jederzeit für ein Gespräch bereit bist – ohne Erwartungen oder Forderungen. Gib deinem Kind Zeit, sich in seinem eigenen Tempo zu öffnen. Halte dich zurück mit vorschnellen Worten und übe aktives Zuhören. Nimm die Gefühle deines Kindes zunächst einfach an, ohne direkt Lösungen vorzuschlagen. Indirekte Kommunikationswege wie Briefe schreiben, ein Austausch über WhatsApp oder gemeinsame Spaziergänge können helfen, Hemmschwellen abzubauen. Reflektiere auch deine eigene Haltung und versuche emotional stabil, ruhig und geduldig zu bleiben.
Und wenn das alles nichts bringt?
Dein Kind verweigert Gespräche immer noch?
Handle! Wenn du in Sorge bist, weil es deinem Kind nicht gut geht und dein Kind sich aber weigert, darüber ins Gespräch zu kommen, dann wird es Zeit zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. "Psychologisiere" nicht, sondern tritt direkt auf: "Wir sehen, dass du dich immer mehr zurückziehst, und machen uns Sorgen. Wir schauen in unserer Familie darauf, dass es allen gut geht. Wir haben deshalb einen Termin bei XY ausgemacht."
Das ist dir zu heftig? Sollte es aber nicht sein, denn manchmal reichen die eigenen Bemühungen nicht aus, um dein Kind zu erreichen. Dann kann externe Unterstützung hilfreich sein. Deutliche Anzeichen hierfür sind anhaltender sozialer Rückzug, auffällige Verhaltensänderungen oder Aussagen, die auf tiefe Verzweiflung oder Hilflosigkeit hinweisen. Eine Therapie bietet deinem Kind einen geschützten Rahmen, in dem es sich leichter öffnen kann, ohne Angst vor Bewertungen oder der Sorge, dich als Elternteil zu belasten. Externe Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein verantwortungsvoller Schritt.
Gib nicht auf – gerade in schwierigen Momenten ist deine ruhige und klare Unterstützung entscheidend.