Kinderängste verstehen und bewältigen [3 Schritte]

Von Stefan Hetterich  - Juni 27, 2024

Kinderängste bewältigen

Angst ist das Ergebnis der Einschätzung 
einer Größe einer Gefahr 
im Vergleich mit der Einschätzung
der eigenen Kompetenzen.

Was meine ich damit?

Je größer dein Kind subjektiv eine Gefahr einschätzt
UND sich zugleich als nicht kompetent genug sieht,

um mit dieser subjektiven "Gefahr" umzugehen, desto größer ist die Angst.

Um dein Kind in seinen Ängsten zu begleiten, hast du also zwei Möglichkeiten:


Entweder du arbeitest mit deinem Kind daran, 

dass es die Gefahr nicht mehr als so groß sehen muss,
sondern realistischer einschätzen kann

oder du sorgst dafür, dass dein Kind sich als stark genug,

als kompetent genug erleben kann, um mit der Angst zurechtzukommen

oder beides:

Dein Kind kann die Gefahr als kleiner sehen und seine eigenen Kompetenzen als größer.

Kinderängste:
So kannst du deinem Kind Angst nehmen

Wie das geht, zeige ich dir hier:

Angst ist ein ganz natürliches Warnsignal.

Angst – auch die Angst deines Kindes – warnt vor Gefahren.

Jetzt sagst du vielleicht:
„Aber Moment mal, die Gefahr, dass ein Einbrecher kommt, ist doch jetzt wirklich gering.“

Oder du sagst:
„Die Gefahr, dass in der Dunkelheit Monster kommen, ist noch viel geringer,
das hat doch jetzt mit Warnung vor Gefahren nichts mehr zu tun.“

Da hast du völlig recht.

Welche Ursache haben Ängste?

Es gibt einen Grund, warum die Angst schon bei Kindern
zum Problem werden kann:
Bei uns Menschen können sich irrationale Ängste entwickeln.
Und diese irrationalen Ängste sind immer
auf ungelöste unbewusste Konflikte zurückzuführen.

Deshalb helfen viele „Erziehungsmaßnahmen“ oder gutes Zureden bei Kinderängsten nur herzlich wenig,
weil diese ungelösten Konflikte eben unbewusst sind
– einem bewussten Zugriff und Verstehen nicht zugänglich.

Die Angst, die dein Kind eventuell hat, hat also oft einen inneren Grund.

In den Psychotherapien mit den Kindern und Jugendlichen
und in den Gesprächen mit den Eltern erlebe ich drei Schritte,
die du brauchst, um dein Kind in seinen Ängsten so zu begleiten,
dass es lernt damit umzugehen und diese hinter sich lassen kann

Schritt 1: Erforsche den inneren, den unbewussten Konflikt,
der sich hinter der Angst verbirgt.

Schritt 2: Führe für diese eigentliche - die innere Angst - einen Realitäts-Check durch.

Schritt 3: Verändere!

Viele wollen mit Schritt 3 beginnen, aber das funktioniert häufig nicht.

Das funktioniert deswegen nicht, weil die Ängste noch nicht verstanden sind.

Beginne immer mit

Schritt 1: Ursachenforschung


Katrins Sohn Lucas schaffte es immer noch nicht im eigenen Bett zu schlafen.

Jeden Abend schlief er nur in Mamas Bett und nur wenn Mama sich zu ihm legte.
Nächste Woche würde er 10 Jahre alt werden.

Katrin wusste, dass ihr Sohn Angst hatte,

Angst vor der Dunkelheit,
Angst vor den Schatten,
Angst vor Einbrechern.

Aber so sehr sie auch versuchte, ihm klarzumachen, dass all diese Ängste überflüssig waren
– es änderte nichts an dem Drama, das sich jeden Abend abspielte, bis Lucas endlich eingeschlafen war.

Also musste es irgendeinen, ihr unbekannten, inneren Grund für die Ängste geben.

Katrin begann, sich viele Gedanken über diese Ängste zu machen und sah,
dass die Ängste mit ihr zu tun haben mussten.

Wenn sie auf einer Tagung war und nur ihr Mann zuhause war,
schlief ihr Sohn manchmal sogar im eigenen Bett.

Offensichtlich hatte er eine Angst, von Mama abends getrennt zu sein 
(zumindest wenn sie im Haus anwesend war). 

Vielleicht war die innere unbewusste Angst eine Trennungsangst.


Schritt 2: Realitäts-Check


Auf die Frage: Ist denn diese Trennungs-Angst für Lucas in irgendeiner Art sinnvoll, war Katrin empört: Natürlich nicht!! Ich bin doch immer für ihn da, wenn er mich braucht, und er sollte doch langsam mal merken, dass ich auch noch am Leben bin, wenn er am nächsten Tag aufwacht.

Ein Schauder fuhr durch Katrin. Sie schien sich an etwas zu erinnern.
Zögernd brach es aus ihr heraus: Aber ich, ich war mir nicht immer sicher, ob er am Leben ist.
Sie erzählte, dass Lucas als Frühchen auf die Welt kam.

Lucas wurde schließlich, nachdem er sich gut entwickelt hatte, nach Hause entlassen.
Plötzlich hatte er einen Atemstillstand.

Wenn Katrin dies nicht mitbekommen hätte, wäre er heute vermutlich nicht mehr am Leben.

Möglicherweise durch dieses Ereignis und die Folgen daraus hat sich bei Katrin das Bild entwickelt, notfalls immer für ihren Lucas da sein zu müssen und bei Lucas umgekehrt,
ohne seine Mutter nicht vollständig lebensfähig zu sein.

Die Angst vor Dunkelheit und Einbrechern wirkten wie eine Begründung für den Verstand, 
dass die Ängste noch wichtig wären. In der Realität aber waren diese Ängste nicht mehr notwendig.

Sie entstanden in einer Lebensphase, als sie eine Bedeutung zwischen Katrin und Lucas hatten, aber jetzt mit 10 Jahren, waren plötzliche Atemaussetzer bei diesem gesunden Jungen wirklich unwahrscheinlich.


Schritt 3: Veränderung


Katrin begann die Ängste auch als Teil von sich zu verstehen
und begrenzte Lucas stärker und klarer als sie es vorher geschafft hätte.

Für Lucas war es zwar nicht leicht, sich schrittweise seinen Ängsten mehr und mehr zu stellen,
aber er spürte die innere, die unbewusste Haltung seiner Mutter:

Du kannst das, ich kann dir das zutrauen, weil ich weiß, dass du überlebst.
Ich glaube an deine KOMPETENZEN.
Die Angst ist nicht so groß, dass du es nicht schaffen würdest.

Zu Beginn waren es nur 10 Minuten, die er ohne Mama schaffte,
aber das Ziel seiner Mutter wurde immer mehr zu seinem eigenen Ziel
und Lucas wollte diese Ängste nun selbst hinter sich lassen.

Für Katrin war Lucas ihr Junge, der überlebt hat.

Für sich selbst war Lucas nun der, der die Angst besiegt hat.

Endlich war es nun möglich, dass er auch Freunde zum Übernachten einlud,
denn die Angst stand ihm nicht mehr im Weg
und wenn wieder einmal ein Schatten bedrohlich aussah,
konnte er sich daran erinnern, dass er schon einmal stärker als die Angst war.

Wie du siehst, macht es wenig Sinn, gleich mit der Veränderung zu beginnen,
denn deine innere Haltung dazu kann noch nicht ganz stimmig sein,
solange du die inneren Gründe für die Angst deines Kindes nicht verstehen kannst.

Denn in den inneren Gründen findest du die Angst als Warnsignal
– die Warnung vor den innerlich befürchteten Gefahren,
die oft so anders sein können als die Realität außerhalb.

Stefan Hetterich

Dein Stefan Hetterich

P.S. In meinem kostenfreien eBook "Kinderängste verstehen und lösen - ein Leitfaden für Eltern" gebe ich dir einen Einblick in die meisten unbewussten Gründe, warum Kinder Ängste entwickeln. So kannst du schauen, ob eines der Themen vielleicht auch für dein Kind relevant sein könnte und einen hilfreichen Umgang damit entwickeln.
Zusätzlich erhältst du von mir wöchentliche Impulse zur Umsetzung und Veränderung.

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Ängste bei Kindern mit angeborenen Erkrankungen
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